Was ist Journaling eigentlich und warum ist es so hilfreich?

Das Wort „Journaling“ ist in den letzten Jahren immer mehr zum Trend geworden – völlig zurecht, wie ich finde! Aber was hat es damit eigentlich auf sich?

So viel schon mal vorab: Am Ende ist Journaling nichts weiter als das schreiben mit der Hand, mit Stift auf Papier. Es ist dem klassischen Tagebuch schreiben durchaus ähnlich, aber nicht ganz das gleiche.

Was Journaling ist, warum es so gut tut und wie das ganze genau funktioniert, erfährst du in diesem Artikel!

Was ist Journaling?

Journaling ist eine Methode, bei der du deine Gedanken und Gefühle aufschreibst – und zwar, ohne vorher groß darüber nachzudenken, was genau du jetzt schreiben möchtest.

Viel mehr startest du irgendwo und lässt alles „fließen“!

Das kann digital theoretisch auch funktionieren, viel effektiver ist es aber mit Stift auf Papier: Dann wird durch das Schreiben an sich nämlich die linke, analytische Gehirnhälfte beschäftigt und die rechte, kreative Gehirnhälfte kommt zum Zug.

Dadurch entsteht am Ende die Magie des Journalns: Da können am Ende Dinge bei rauskommen, auf die du durch’s reine Nachdenken nie gekommen wärst, weil sie irgendwo in deinem Unterbewusstsein versteckt waren!

Ich könnte durch diesen Prozess des Niederschreibens Gefühle benennen, die mich zwar lange beschäftigt haben – die ich aber so überhaupt nicht zuordnen und einordnen konnte. Ich hab herausfinden können, woher diese Gefühle kommen (und im besten Fall hatte ich auch direkt Ideen, wie ich damit jetzt umgehen will.

Das Ergebnis ist nahezu immer mehr Klarheit bzgl. der eigenen Gedanken und Gefühle!

Journaling vs. Tagebuch schreiben

Ich denk, damit ist der Unterschied zum Tagebuchschreiben schon klarer: Ein Tagebuch führst du normalerweise chronologisch – das und das ist heute passsiert, und vielleicht schreibst du noch dazu, wie es dir dabei ging.

Das kann auch total wertvoll sein, gerade in „besonderen“ Lebensphasen:

  • wenn du einen neuen Job startest
  • während deiner ersten Schwangerschaft
  • auf einer lang geplanten Reise

Für mich hat das klassische Tagebuch schreiben einfach einen anderen Zweck, nämlich primär Erinnerungen festzuhalten. Beim Journaling gehst du viel tiefer.

Auch hier kannst du die Ereignisse eines Tages wunderbar als Startpunkt nehmen, wenn z.B. etwas passiert ist, das dich sehr beschäftigt.

Du kannst aber auch ganz unabhängig davon journaln, dich mit deinen Wünschen und Zielen auseinandersetzen und in ganz andere Lebensbereiche eintauchen.

Warum Journaling so gut tut

Ich hab es gerade schon gesagt: Beim Journaling kommt die rechte Gehirnhälfte zum Zug und weil du ja mit dem Schreiben schon beschäftigt bist, kommen Dinge zum Vorschein, die sich vielleicht über lange Zeit irgendwo tief in deinem Unterbewusstsein versteckt haben.

Das Ding ist: Wenn du über etwas nur nachdenkst, dann ist es oft viel schwieriger, ein Gefühl zu benennen! Es bleibt vielleicht beim etwas undefinierbaren Gefühl, dass dich über Tage nicht loslässt und irgendwie zurückhält oder für viel Anspannung sorgt.

Beim Schreiben musst du dafür Worte finden, anders geht’s nicht. 

Gerade, wenn du das regelmäßig machst, wirst du irgendwann merken, wie du viel achtsamer durch deinen Alltag gehst – und irgendwann die Erkenntnisse vielleicht auch ohne aktives Journaling zu dir kommen).

Wie funktioniert Journaling?

Eigentlich ist es ganz leicht: Du schnappst dir Stift und Papier und schreibst drauf los!

Ja, das klingt easy, und das ist es im Grunde auch. Denn es geht beim Journaling ja gerade darum, mal loszulassen und sich vom „so und so hat etwas zu sein oder zu funktionieren“ zu lösen.

Du brauchst nur einen Startpunkt, einen Einsteig, und dann schreibst du am besten vor dich hin, ohne eine Nachdenk-Pause einzuleegen – und dann schaust du, wo du am Ende rauskommst. Am besten nimmst du dir dafür also etwas Zeit und achtest darauf, dass du ungestört bist.

Wichtig ist: Es gibt kein Richtig oder Falsch!

Außer dir wird niemand lesen, was du geschrieben hast (es sei denn, du möchtest es so).

Falls es dir schwerfällt, einfach irgendwo anzufangen, kannst du alternativ mit sog. Journaling-Prompts arbeiten und dir eine Frage stellen.

Welche Arten von Journaling gibt es?

Das freie „drauflosschreiben“ ist nur eine Möglichkeit für regelmäßiges Journaling. Gerade in Situationen, wo es bei dir vielleicht drunter und drüber geht, ist es oft die wohltuendste Methode – freies Journaling kann helfen, Dinge loszulassen.

Es gibt aber viele verschiedene Methoden, wie du vorgehen kannst! Ein paar davon stell ich dir jetzt vor.

Freies Journaling 

Wie das funktioniert, weißt du schon: Du schnappst dir einen Schrift und schreibst los.

Besonders hilfreich kann das morgens sein, um zum Start in den Tag erstmal alles rauszulassen, was sich so angestaut hat – vielleicht hast du auch schlecht geträumt, bist mit einem blöden Gefühl aufgewacht und willst das erstmal alles rauslassen, um es nicht mit durch den ganzen Tag zu schleppen.

Die sogenannten „Morning Pages“ sind eine Methode, die im Buch „The Artist’s Way“ von Julia Cameron zum ersten Mal vorkam: Du setzt dich morgens mit deinem Journal hin, bevor du irgendwas anders machst, und schreibst drei Seiten voll.

Selbst wenn du hast Gefühl hast, gerade gar nicht so viel in dir zu haben, was raus will: Du schreibst immer weiter, bis du bei den drei Seiten bist. Es ist ziemlich faszinierend, was da manchmal bei rauskommen kann!

Ich würd mich hier an deiner Stelle aber gar nicht zu sehr auf’s freie Schreiben am Morgen versteifen. Wenn bei dir morgens mit Kindern, Job etc. viel los ist, kannst du das natürlich auch genauso gut abends machen.

Freies Journaling bedeutet einfach: losschreiben und schauen, wo dein Unterbewusstsein dich hinführt!

Journaling mit Prompts und Fragen

Alternativ kannst du auch einen sogenannten Prompt als Einstieg nutzen. Das ist besonders dann sinnvoll, wenn du genau weißt, welches Thema dich gerade beschäftigt, und du dem auf den Grund gehen möchtest. In dem Fall hast du normalerweise ein konkretes Ziel für deine Journaling-Praxis; eine Frage, auf die du eine Antwort suchst.

Auch ein spezifischer Anlass wie der Jahreswechsel oder dein Geburtstag kann ein super Zeitpunkt sein, um mit Reflexionsfragen als Ausgangsbasis zu journaln.

Spannend wird’s hier übrigens, wenn du dir z.B. jedes Jahr rund um deinen Geburtstag die gleichen Fragen stellst. Anhand der Antworten die eigene persönliche Entwicklung zu sehen, ist absolut faszinierend!

Vielleicht gibt es auch eine Situation, die dich gerade beschäftigt und zum Grübeln bringt: Wenn du z.B. nicht weißt, ob du in deinem bisherigen Job bleiben oder dich nochmal neu orientieren möchtest. In dem Fall könntest du dir auch eine Frage stellen, sowas wie: „Was muss ein Job haben, damit er mich erfüllt und ich jeden Tag gerne hingehe?“

Das kann dir einen super Einstieg bieten, um Klarheit in deine Gedanken zu bringen. Und genau darum geht es beim Journaling.

Auch hier wirst du merken, dass es irgendwann wie von selbst fließt und du vielleicht ganz woanders rauskommst und andere Erkenntnisse hast – das ist völlig in Ordnung! 

Manchmal braucht es so eine Frage oder einen Prompt als Gedankenanstoß, um dann Gefühle und Gedanken neu zu sortieren.

Inspiration dafür findest du hier: 180+ Journaling-Fragen

Bullet Journal

Wenn wir über Journaling reden, können wir das Thema Bullet Journaling nicht außen vor lassen!

Der Hype um diese Journaling-Methode, die von Ryder Carroll erfunden wurde, war in den letzten Jahren riesengroß – und Bullet Journals sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie vielfältig Journaling am Ende aussehen kann.

Wenn du Bullet Journal bei Google oder Pinterest eingibst, werden dir jede Menge Bilder mit bunten, aufwendig gestalteten Seiten angezeigt – so kann das am Ende aussehen, muss es aber nicht. Im Gegenteil, die original Methode ist super minimalistisch.

Das Ziel der Bullet-Journal-Methode ist simpel: Klarheit gewinnen, den Überblick behalten über das, was gerade (und in Zukunft) wichtig ist – und die Dinge streichen, die es nicht mehr sind.

Auf das Thema Bullet Journaling werd ich hier auf dem Blog auch noch ausführlicher eingehen, da reicht so ein kleiner Abschnitt nicht für aus. Wenn du jetzt schon tiefer einsteigen möchtest, kannst du das hier bei Punktkariert machen.

Was braucht man fürs Journaling?

Die gute Nachricht ist: Alles, was du brauchst, hast du gerade schon ziemlich sicher zuhause. Nämlich einen Stift und ein Blatt Papier oder ein Notizbuch!

Sind wir mal ehrlich – auch wenn jedes beliebige Schmierpapier ausreichen würde, macht es natürlich deutlich mehr Spaß, schöne Notizbücher zu kaufen. Vielleicht bist du auch wie ich und hast zuhause schon einen Stapel ungenutzter Notizbücher rumliegen…?

(Willkommen im Club der anonymen Notizbuch-Süchtigen)

In dem Fall schnappst du dir davon das, das dir gerade am meisten zusagt, und suchst dir einen Stift raus, mit dem du gut schreiben kannst. Natürlich kannst du auch jeden x-beliebigen Kuli nehmen, aber mehr Spaß macht’s einfach mit ordentlichen Stiften.

Meine Favoriten sind übrigens der PITT Artist Pen von Faber-Castell in Größe S und der MONO drawing pen von Tombow in Größe 03. Von beiden hab ich immer einige zuhause rumfliegen, weil ich sie wirklich seit Jahren nutze.

Was Notizbücher angeht bin ich treuer Fan von Leuchtturm1917 – das punktkarierte Notizbuch in A5 ist einfach mein Dauerbrenner. 

Du kannst aber wie gesagt jedes Notizbuch und jeden Stift benutzen! Die Wahl des passenden Zubehörs sollte dich nicht davon abhalten, mit dem Journaling zu starten und deine Gedanken zu Papier zu bringen 🙂

So fängst du mit Journaling an

Wenn du Stift und Notizbuch parat hast, geht’s also los. Und hier kann ich dir den wichtigsten Tipp direkt zu Beginn mitgeben: Nimm den Druck raus!

Ja, gerade bei neuen Notizbüchern will man immer erstmal alles schön und ordentlich machen – ich kenn das. Aber darum geht’s beim Journaling einfach nicht. 

Es darf verschmierte Seiten geben, Wörter die durchgestrichen sind weil du dich verschrieben hast; oder auch Wörter, bei denen du dich verschrieben hast, die du einfach genauso stehen lässt.

Journaling ist eine wunderbare Übung, um diesen Perfektionismus hinter sich zu lassen!

Die erste Schwierigkeit ist ja häufig auch die erste Seite zu füllen. Diese noch unberührte, strahlend weiße Seite von deinem neuen Notizbuch – da will man natürlich nichts versauen.

Wenn du nicht direkt auf Seite 1 mit dem tatsächlichen Schreiben beginnen willst, kannst du diese Seite auch anders füllen. Hast du vielleicht ein Motto für dieses Jahr? Ein Lieblingszitat? Schreib es hier auf – dann ist der erste Schritt getan und du kannst auf der nächsten Seite mit dem tatsächlichen Schreiben anfangen.

Eine weitere gute Möglichkeit zum Start ist ein Einstiegsprompt, der sich allgemein mit dem Thema Journaling befasst. Das können Fragen in diese Richtung sein:

  • Was wünsche ich mir von meinem Journal?
  • Warum möchte ich ab jetzt regelmäßig in mein Journal schreiben?
  • Wie kann ich meine regelmäßige Journaling-Praxis in meinen Alltag integrieren?

So findest du einen Einstieg und kriegst die ersten Seiten direkt gefüllt. Danach wird alles direkt viel leichter!

Noch mehr Tipps zum Start findest du in der Journaling-Anleitung. Wenn du tiefer einsteigen möchtest, gibt’s hier 35 Journaling-Tipps.

Häufig gestellte Fragen

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